Jährlich 300.000 Dekubiti und 30.000 Amputationen aufgrund des Diabetischen Fußsyndroms
Expertenzahlen zeigen dringenden Handlungsbedarf auf.
Laut Untersuchungen des AQUA-Instituts sind im ersten Quartal 2010 rund 33.500 Patienten über 74 Jahre mit mindestens einem druckbedingten Gewebsdefekt (Dekubitus-Kategorie II bis IV) aus dem Krankenhaus entlassen worden. Das sind ca. 134.000 Patienten im Jahr. Geht man davon aus, dass 4,5% der Pflegebedürftigen in der Häuslichkeit mindestens einen Dekubitus aufweisen, dann wären das hochgerechnet auf 1,62 Millionen Pflegebedürftige ca. 73.000.
Dazu kämen noch die rund 700.000 in Pflegeheimen betreuten Pflegebedürftigen (Quelle: Destatis 2011). Somit leiden ca. 14.000 bis 21.000 Pflegeheimbewohner unter klinisch sichtbaren Druckschäden. Zählt man die bisher geschätzten Zahlen zusammen, dann kann man von etwa 220.000 Personen mit mindestens einem Dekubitus ausgehen. Darin sind nicht enthalten, alle Krankenhauspatienten unter 75 Jahren (z.B. Kinder) und Personen ohne Pflegestufe. Somit ergibt sich eine absolute Mindestanzahl von ca. 300.000 Dekubituswunden in Deutschland.
Nicht weniger erschreckend ist die Zahl von Amputationen infolge eines Diabetischen Fußsyndroms (DFS). So nannte Alexander Risse, Ärztlicher Leiter des Diabeteszentrums am Klinikum Dortmund kürzlich in einem Interview in der Rechtsdepesche für das Gesundheitswesen (Ausgabe März/April 2011) eine Größenordnung von rund 30.000 Amputationen pro Jahr. Nach seiner Ansicht wäre eine Vielzahl dieser Amputationen vermeidbar, wenn flächendeckend Betreuungsstrukturen geschaffen werden würden, die die Vernetzung der zur Versorgung notwendigen Spezialisten zum Ziel haben.
Auch der diesjährige Interdisziplinäre WundCongress (IWC) greift diese Problematiken auf. Das Thema „Wunde“ wird hierzu aus vier Blickwinkeln betrachtet – und zwar aus dem rechtlichen, dem wirtschaftlichen, dem pflegerischen und dem medizinischen. Die Veranstalter freuen sich ganz besonders, dass Frau Leschik-Hähn als Referentin gewonnen werden konnte. Als Regionaldirektorin der AOK Rheinland/Hamburg wird sie Möglichkeiten aufzeigen eine sach- und fachgerechte Wundversorgung am Patienten über die wirtschaftlichen Zwänge hinweg zu gewährleisten. Weitere namhafte Referenten bereichern das Vortragsprogramm:
- Prof. Dr. Knut Kröger, Direktor der Klinik für Angiologie am Helios Klinikum Krefeld
- Steve Strupeit, Vizepräsident Pflege/Leiter AG Pflegentwicklung der Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V.
- Dirk Rothstein, Rechtsanwalt mit Tätigkeitsschwerpunkt Arzt- und Pflegehaftungsrecht
- Ellen Schaperdoth, Wundmanagerin in der Uniklinik Köln
Der Interdisziplinäre WundCongress (IWC) hat sich als einer der wichtigsten und größten Informationsforen für wundspezifische Fragestellungen in Deutschland etabliert. Parallel zum Vortragsprogramm wird zudem eine große Industrieausstellung organisiert. Der IWC findet am 24. November 2011 in den traditionsreichen Sartory-Sälen in Köln statt.